Auszüge aus der Broschüre "Sozialkunst-Gestaltung" von Rainer Schnurre

 

< < I C H > >
Was sage ich, wenn ich ICH sage?
 

S  E  L  B  S  T

SE-LB-ST

SEELE   LEIB   GEIST
 
* * * 

Selbst-Schulung das bedeutet Selbst-Erziehung. 

Selbst-Schulung ist die Praxis der Übung.
Selbst-Erziehung ist, sie auch zu tun. 

*
Dazu bedarf es der
Selbst-Erkenntnis
 

Dazu bedarf es der   
Selbst-Wahrnehmung  
 
Dazu bedarf es der   
Selbst-Beobachtung 

der
Fremd-Beobachtung

*
Und zu all dem Bedarf es der reinen 
Objektivität 


Wie aber ist es möglich, sich als Subjekt 
objektiv wahrnehmen zu können?

Dazu muss der Mensch von sich 
selber 
Abstand nehmen 
können & wollen.

 * * * 

Wie ist es aber möglich, 
von sich selbst, 
Abstand nehmen zu können?

Dazu muss es im Menschen selber eine Instanz geben, 
die das kann.

Diese Instanz bildet zugleich den lebendigen Beweis, 
dass der Mensch nicht nur Leib sein kann.

* * * 

Der seelisch relativ gesunde Mensch kann 
nicht nur denken, 
sondern er kann sein Denken auch 
beobachten.

Der seelisch relativ gesunde Mensch kann 
nicht nur fühlen, 
sondern er kann sein Fühlen auch 
beobachten.

Der seelisch relativ gesunde Mensch kann 
nicht nur wollen, 
sondern er kann sein Wollen auch 
beobachten.

Welche Instanz im Menschen kann all dies Seelische beobachten?

Das kann 
das Ich 
des Menschen.

Das menschliche Ich kann 
sein Denken, sein Fühlen, sein Wollen anschauen 
lernen.

Anschauen setzt Distanz, setzt Abstand,
setzt Raum voraus, nicht Enge.

Dazu sind zwei seelische Grundfähigkeiten
notwendig. Viktor E. Frankl nennt sie:

Selbst-Distanz
+
Selbst-Transzendens

Selbst-Distanz ist auch die Fähigkeit des Ich 
sein eigenes Denken, Fühlen und Wollen
bewusst wahrzunehmen, wie auch die
innere Unruhe, die Ungedulg . . .

Die Selbst-Transzendens ist die Fähigkeit
des Ich, von sich selbst absehen
zu können, ohne sich dabei im 
Anderen zu verlieren.

 * * * 

( . . . )

"Was sage ich, wenn ich Ich sage?"
*
Wer bewusst Ich sagt, 
hat schon ein 
Freiheits-Erlebnis.
*
Wer bewusst Ich sagt, 
ist einsam . . .
denn 
er befindet sich 
in der
 Einsamkeits-Sphäre.
*
Wer bewusst Ich sagt, 
ist 
von allem getrennt,
was er nicht ist.
* * *   


So stehen wir gemeinsam 
vor der folgenschweren Frage:


Wie 
aber 
kommt
 das ICH zum 
DU
?

< < DU > > 
Was sagst du, wenn du DU sagst?


Mit dem DU 
beginnt 
die 
"brennende" 
soziale Frage.
*

Wer DU sagt, 
befindet sich in der 
Rechts-Sphäre
auch dann, wenn er das 
nicht weiß . . .
*

Wer DU sagt, 
erkennt einen Anderen, 
einen Menschen als Menschen, 
auch dann, 
wenn ihm das nicht 
im wachen Bewusstsein 
erscheint.
*

Wer DU sagt, 
befindet sich in der Gleichheits-Sphäre
auch dann, wenn er das 
nicht weiß . . .
*

Wer DU sagt 
befindet sich in der Atmosphäre 
der Gegenseitigkeit.
*

Wer DU sagt, 
befindet sich in der Sphäre des Sozialen
auch dann, wenn ihm dies 
nicht bewusst ist.
*

Wenn ich DU sage, 
geht es nicht um mich, 
sondern um den Anderen.
*

DU heißt: 
Nicht-Ich 
oder 
ein anderes Ich
mein Gegen-über.
*

Wer DU sagt, 
weist auf einen Anderen hin . . .
*

Wer DU sagt, 
sieht von sich ab . . .
* * *
( . . . )



Wer bewusst DU sagt, 
erkennt den Anderen 
nicht nur als 
Menschen, 
sondern 
er anerkennt 
auch zugleich 
sein Mensch-Sein, 
das ist sein - von außen -
unantastbares Menschliches.
*

Dieses Erkennen und Anerkennen 
ist ein zutiefst Menschliches,
das in seiner Krönung
gegenseitig
erscheint 
und 
erfühlt,
das in der Einseitigkeit
erstaunt und in seiner Abwesenheit
erstarrt . . .
*

Wer bewusst Du sagt, hat schon sein erstes
zartes, vielleicht sogar unbemerktes
Gleichheits-Erlebnis.
*
zartes, vielleicht sogar unbemerktes,
In der DU-Sphäre wird die Freiheit aufgehoben, 
das heißt, sie geht hier nicht verloren, 
sondern wird in ihr 
bewahrt. 
* * *
( . . . )

Was sagen wir aber wirklich, 
wenn wir WIR sagen? 
* * *
 

< < WIR > >
Was sagen wir, wenn wir WIR sagen?



Wer bewusst WIR sagt, 
spricht aus der Brüderlichkeit.

Die Brüderlichkeit überwindet die Gerechtigkeit 
durch die Barmherzigkeit
* * * 

Zwischenbemerkung:
Brüderlichkeit ist kein Geschlechterbegriff. 
Brüderlichkeit ist eine Fähigkeit. 

Sie bezeichnet die Fähigkeit sich der Not eines andern Menschen ganz zuzuwenden, 
um diese zu lindern oder gar aufzuheben 
ohne einen eigenen Nutzen für sich daraus zu ziehen. 
( . . .)
 * * * 

Was sagen wir, wenn wir WIR sagen?

Grundsätzlich sind zwei Formen des WIR zu unterscheiden:

Das ausschließende WIR 
Das gemeinsame WIR

* * * 
In der WIR-Sphäre sind Freiheit & Gleichheit 
aufgehoben, das heißt, sie gehen auch hier 
nicht verloren, sondern 
werden bewahrt. 
*
In der Wir-Sphäre lautet die Frage:
"Wessen bedarfst Du?"

Dieses "Du" ist nicht das Du der Rechtssphäre.

Dieses Du sind alle anderen Menschen;
jeder andere Mensch, als menschliche
Individualität, der wir begegnen.
*
Im gemeinsamen Wir, im brüderlichen WIR, 
geht es grundsätzlich nicht um mich;
sondern es geht um alle anderen,
um jeden anderen . . . 
*
Im "gemeinsamen Wir"
geht es nicht um 
mich, sondern 
um jede(n)
von Euch.

* * *
( . . . )
 

Alle Rechte an Texten, Bildern und Zeichnungen liegen bei Rainer Schnurre.

www.rainer-schnurre.de
www.von-vor-dem-sturm.de
www.alternativ3gliedern.com
"Sozialkunst-Gestaltung" - Soziale Meditationen - Wegbereiter werdender Gemeinschaften, 
Verlag Ch. Möllmann, ISBN 978-3-89979-247-8
Katalog Bilder und Texte zur "Dreigliederung eines sozialen Organismus",
Verlag Ch. Möllmann, ISBN 978-3-89979-260-7

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